Splinter Cell, Arkham Asylum, Assassin's Creed - nur drei der Spiele, die klare Spuren im neuesten Hitman-Teil hinterlassen haben. Nicht die gerade die schlechtesten Vorbilder für den glatzköpfigen Killer, der die letzten fünf Jahre lang im Untergrund abgetaucht war.
Agent 47, der stets adrett gekleidete, geklonte Killer aus der Hitman-Serie, ist keine unumstrittene Figur. Beim ersten Teil vor fast elf Jahren gab es noch Fragen wie "Ein Mörder als Held eines Spiels? Wie kann das nur funktionieren?" Die Werbekampagne des vierten Teils im Jahr 2006 sorgte mit Motiven wie einer leicht bekleideten Dame mit einer tödlichen Kopfschusswunde für Stirnrunzeln bei vielen Betrachtern. Doch in Zeiten von Altair und Ezio, in denen das stilvolle Erledigen von Auftragsmorden salonfähig wurde, taucht auch Agent 47 wieder aus dem Untergrund auf.
In den Spielszenen, die wir auf der E3 zu sehen bekommen, muss Agent 47 aus einer verfallenen Bücherei entkommen, in der es vor Polizisten nur so wimmelt. Elegant wie Sam Fisher schleicht er von Deckung zu Deckung und von Bücherregal zu Bücherregal, um sich ein Bild der Lage zu machen und nach einem Ausgang zu suchen. Im Saal, in dem sich die meisten Gesetzeshüter aufhalten, flackert die sparsame Notbeleuchtung, woraufhin sich einer der Cops an einem Sicherungskasten zu schaffen macht. Unterdessen erwürgt Agent 47 einen Häscher mit bloßen Händen, den am Sicherungskasten rafft er mithilfe eines Stromkabels dahin, das er hinter einem Regal findet - anschließend gehen nebenan dauerhaft die Lichter aus.
Wichtig ist den Entwicklern von IO Interactive, uns dabei darauf hinzuweisen, dass das KI-System weniger binär als bisher ist: Die Gegenspieler von Agent 47 passen sich fließender an veränderte Ausgangslagen an als bisher. Zum Ausgleich geben die Entwickler Agent 47 die Detective-, pardon, die Instinkt-Funktion in die Hand. Damit kann er Feinde sehen, die sich wie in dieser Sequenz hinter Bücherregalen verbergen, und entdeckt am Boden eine Spur, die ihn schon im Voraus über die Bewegungen seiner Widersacher informiert. Den Instinkt kann Agent 47 jedoch nicht immer und überall einsetzen.
Einen dritten Polizisten trifft ein Schlag mit einer unterwegs aufgelesenen Büste, der vierte lebt ab nach einem unfreiwilligen Sturz von einer Balustrade, die Agent 47 hinaufklettert. Über ein Sims hangelt sich Agent 47 weiter zu einem rettenden Ausgang, lässt sich unterdessen jedoch auf einen vierten Cop fallen und erwürgt den mit seinem eigenen Schlagstock. Dann wird es schwierig, die Opfer zu zählen: Agent 47 wechselt vom vorsichtigen Schleichen zu offener Action, indem er sich einen Verfolger als menschliches Schutzschild schnappt und damit gut ein weiteres Dutzend gegen sich aufbringt. Nach einer kurzen Pause schlägt 47 seine Geisel bewusstlos und duckt sich unter dem ihm entgegenschlagenden Kugelhagel weg. Selbst wild zurückschießend gelangt er über ein nahegelegenes Treppenhaus auf das Dach des Gebäudes - wie in schlechten Kinofilmen, in denen die Gangster auch immer nach oben fliehen.
Auf dem Dach geht's eine Nummer größer zu: Hier feuert ein Hubschrauber auf Agent 47, der sich mit ein paar waghalsigen Sprüngen auf ein Nachbarhaus rettet. Dort betritt er die Wohnung einiger Kiffer, die hochgradig alarmiert sind, weil sie glauben, die Polizisten seien wegen ihres eigenen Drogenanbaus unterwegs. Während ein Junkie noch seine Pflanzen ins Klo zu spülen versucht, schnappt sich Agent 47 eine Wasserpfeife und schlägt damit zwei andere Stoner bewusstlos. Da betreten auch schon zwei andere Polizisten vom Treppenhaus aus die Wohnung. Gut, dass sich 47 noch auf dem Dach Mütze und Jacke eines Polizisten übergezogen hat und so verhältnismäßig unauffällig an den beiden vorbei und das Treppenhaus hinunter gehen kann, wo massenweise Gesetzeshüter nach ihm suchen.
Hitman 5 Absolution: E3-Fazit
Die letzten Szenen sind actionarm, aber deswegen nicht weniger spannend. Buchstäblich von Dutzenden von Polizisten und Sondereinsatzkommandomitgliedern umgeben - wir fragen uns, wen Agent 47 umgebracht hat, um diesen Aufwand zu rechtfertigen -, geht Agent 47 über einen Zwischenstopp an einer Donut-Schachtel zum Hausausgang. Ab und zu zieht er die Mütze etwas tiefer ins Gesicht und reagiert nicht auf den Zuruf eines anderen Cops, der ihn für einen alten Freund hält. Die Kamera zieht auf die Totale und zeigt kurz, dass die hauseigene Glacier-Engine 2 auch große Außenlevel beherrscht: Agent 47 taucht in der Menschenmasse auf einem Bahnsteig in der Nähe des Hauses unter - aber hoffentlich keine weiteren fünf Jahre. Immerhin soll der Titel ja schon 2012 erscheinen. Unsere Vorgehensweise soll nach Worten der Designer noch immer ganz bei uns liegen - die Flucht aus der Bücherei hätte also auch ganz anders verlaufen können. Wir sind vorsichtig gespannt darauf, wie das im fertigen Spiel aussieht und ob die "richtigen" Missionen sich mit dem letzten, bislang besten Teil der Serie messen können.
Die Veröffentlichung von Hitman 5: Absolution ist für 2012 geplant.
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